DieKulturschock
2. Ausgabe, WiSe23/24 – FREIHEIT – die Kulturschock

2. Ausgabe, WiSe23/24 – FREIHEIT – die Kulturschock

+++ English Version below +++

Liebe Kulturschock-Leser:innen,

Die Zeitschrift die Kulturschock ist Namensträger eines psychischen Phänomens. Ein Kulturschock ist nämlich laut der Duden-Definition das schreckhafte Erleben von Andersartigkeit der Realität in einer fremden Kultur. Der Kulturschock stellt also eine natürliche Reaktion eines Individuums dar, in einer ihm fremden Umwelt. Das Individuum wurde im übertragenen Sinne ins kalte Wasser geworfen.

Das Ziel unserer Zeitschrift besteht einerseits darin, mit demselben bewegenden Charakter die Leser:innen ins kalte Wasser zu werfen. Andererseits geht die Zeitschrift über das Phänomen des Kulturschocks hinaus, indem sie den Begriff der Kultur reflektiert, die Bedingungen der Andersartigkeit und starre Vorstellungen vom Eigenen sowie Fremden hinterfragt.

Denn suggeriert der Ausdruck einer „fremden Kultur” nicht das Bild von Kulturen als voneinander klar abgegrenzte, in sich homogene Entitäten? Sind Kulturen nicht eigentlich stark miteinander verwoben, gehen ineinander über und bestehen aus vielen Facetten?

Die Zeitschrift die Kulturschock überschreitet somit das Konzept des Kulturschocks und erweitert den Blickwinkel, indem sie sowohl das Fremde als auch das vermeintlich Vertraute in der eigenen Lebensrealität untersucht und kritisch hinterfragt.

Das Thema dieser Ausgabe ist FREIHEIT.

Freiheit ist ein inflationär verwendeter Begriff. Er kann in unzähligen verschiedenen Kontexten stehen und wird von fast allen politischen Lagern oft instrumentalisiert. Freiheit kann völlig unterschiedliche Bedeutungen haben, je nachdem, aus wessen Perspektive und mit welcher Vorstellung man etwas betrachtet. Im Kapitalismus gibt es Freiheit sowohl als Möglichkeit, zwanglose Kaufentscheidungen zu treffen, als auch als finanzielle Unabhängigkeit. In einer sozial-ökologischen Kommune basiert Freiheit eher auf Autonomie, Autarkie und oft auch auf Anarchismus, d.h. frei sein von staatlichen sowie kapitalistischen Strukturen. Während Thomas Hobbes Freiheit als Frei-sein von Politik versteht, so existiert nach Hannah Arendt Freiheit nur in einer politischen Sphäre. 

Freiheit ist, wie so Vieles, das wir ethnologisch untersuchen, selten eindeutig oder universell, sondern subjektiv und abhängig von gesellschaftlichen Bedeutungszuschreibungen. In dieser Ausgabe bilden wir ein paar der Facetten ab, die den Freiheitsbegriff beinhalten. Wir stellen ein paar Realitäten vor, in denen Freiheit auf unterschiedliche Art und Weise gedacht und gelebt wird.

Bei unserer Arbeit verfolgen auch wir als Redaktion einen freiheitlichen Ansatz: Wir sind vereint darin, frei über das schreiben zu wollen, was uns begeistert. Die bunte Mischung aus verschiedenen Perspektiven, Formaten und Herangehensweisen verdankt die Kulturschock unserem freiheitlichen Impetus, die Grenzen der Disziplinen aufzuheben und thematische Vielfalt zu zelebrieren. Ziel der diesjährigen Ausgabe ist es, die Leser:innen mit Denkanstößen zu inspirieren oder vielleicht sogar zu befreien.

Wir wollen das Interesse der Leser:innen an verschiedenen Themen wecken und vielleicht auch ein wenig provozieren. Lass Dich inspirieren – Lass Dich schocken!

Viel Spaß beim Lesen wünscht das Kulturschock Redaktions-Team!

Hinweis: Die Artikel der zweiten Ausgabe wurden vor einem Jahr geschrieben. Für eine späte Publikation wurde erneut eine Einverständniserklärung von den Gastautor:innen eingeholt. Dennoch weist das Lektorat auf ein erhöhtes Risiko hin, dass bestimmte Details nicht mehr aktuell sind. Wir bitten um Ihr Verständnis.


+++ English Version +++

Dear die Kulturschock Readers,

The magazine die Kulturschock is named after a psychological phenomenon. According to the Duden definition, a culture shock is the frightening experience of the difference in reality within a foreign culture. Thus, the culture shock represents a natural reaction of an individual placed in an unfamiliar environment. In a metaphorical sense, the individual is thrown into the cold water.

The goal of our magazine is twofold. On one hand, it aims to immerse readers in the cold water with the same compelling character. On the other hand, the magazine goes beyond the phenomenon of culture shock by reflecting on the concept of culture, questioning the conditions of otherness, and challenging rigid notions of self and other.

Doesn’t the expression „foreign culture“ suggest the image of cultures as clearly demarcated, internally homogeneous entities? Aren’t cultures actually strongly intertwined, merging into one another and consisting of many facets?

Thus, die Kulturschock magazine transcends the concept of culture shock, broadening the perspective by examining and critically questioning both the foreign and the seemingly familiar in one’s own life reality.

The theme of this issue is FREEDOM.

Freedom is an excessively used term, situated in countless different contexts, often instrumentalized by almost all political factions. Depending on one’s perspective and conception, freedom can have entirely different meanings. In capitalism, freedom exists as the ability to make unforced purchasing decisions and as financial independence. In a socio-ecological commune, freedom is based more on autonomy, self-sufficiency, and often anarchism, i.e., being free from state and capitalist structures. While Thomas Hobbes understands freedom as freedom from politics, according to Hannah Arendt, freedom exists only in a political sphere.

Like much of what we ethnologically examine, freedom is rarely unequivocal or universal but subjective and dependent on societal attributions of meaning. In this issue, we depict some facets that encompass the concept of freedom. We present some realities in which freedom is thought and lived in different ways.

In our work, the editorial team also pursues a libertarian approach: We are united in wanting to write freely about what inspires us. Cultureshock owes its diverse mixture of perspectives, formats, and approaches to our libertarian impetus to break down disciplinary boundaries and celebrate thematic diversity. The aim of this year’s issue is to inspire or perhaps even liberate readers with food for thought.

We aim to pique the readers‘ interest in various topics and maybe even provoke a little. Get inspired – Get shocked!

Enjoy reading,

Die Kulturschock Editorial Team!

Note: The articles in the second issue were written a year ago. For a late publication, consent was again obtained from the guest authors. However, the editing team notes an increased risk that certain details may no longer be up-to-date. We appreciate your understanding.